Mannlicher Grenzversuch vom Osten uber das Weibliche von dort und nicht nur

 

Bald, schon bald wirst du zum Lernen deiner achten und deiner ersten Tages gehen müssen, und so bis zum letzten Tag deines Lebens; da wirst du lernen, dass du Glück mit dem Morgen, Winter und Sonnabend gehabt hast, denn du bist weiß, weiß geboren, weißgewickelt, und nicht nur mit weißen Windeln, sondern auch mit der klaren Welt. Du hast ja schon den blauen Sonntag gesehen und es ist dir zu wissen, dass er ein Tag eines Frühlings ist, sogar auch inmitten des Winters, Sommers oder Herbstes, und gehört dieser Tag dem, ihm, Ungenannten und namensreich Gerufenen, das ist also der Tag seines Frühlings und seiner Freude.

Und danach kommt der rote Montag, denn du begrüsst immer mit Schmerzen die Messer der Arbeit, sogar wenn diese aus deinen Fingerspitzen wachsen.

Und es ist dir auch zu wissen, dass die Nadeln besonders durstsüchtig an Montagen sind, und wenn jemand dein Blut trinket und dabei überzeugt man dich, das es ein Mittwoch ist, bist du belogen, vertraue nichts und niemandem, das lügen die Verführenden, Namenslosen und Ungerufenen; dies alles ist nur ein Montag und nur Schmerzen ist dies alles. Und all das deshalb, da es ein männlicher Tag ist, aber die Frau geht das nichts an, die Hände haben keine Ruhe, und darum rächt dieser Tag.

Du hast schon den dritten Lebenstag gesehen, und es ist dir zu wissen, das er gelb ist, so gelb, wie Tieraugen goldflammend sind.

Er erzählt und verspricht die Hölle und das Gold, aber nur an einem Dienstag musst du deine Arbeit zurückgeben, nur am Abend, erst danach, wenn sogar auf den Fussspitzen du die Sonne hinter dem Erdrande nicht sehen könntest, weil wenn auch einziger Sonnenstrahl noch auf der Erde ist, das Gold dann verschwindet, arm wird die Arbeit beendet und um etwas bitten, darauf hast du doch kein Recht, weil es wird dann bei dir um deine Hände gebeten, und danach um ein Tropfen Blut für die Nadel und später noch und immer wieder.

Es ist dir auch zu wissen, das blaugekleidet der Mittwoch zu dir kommt und du musst Wache am Fenster stehen, denn du kannst dein Schicksal in seinen Augen sehen und du musst alle Männer begrüssen, aber nur die Männer und nur alle, solang du nicht weißt, welcher aus allen dir versprochen ist.

Und danach wird als Apfelsaft gelblich dein Donnerstag fließend sich ausbreiten und da wirst du wissen, dass es die Zeit ist, die Frauen und alten Weiber zu nähren und Goldschmuck im letzten Sonnenlicht zu putzen, damit das Scheinen im Gold gefasst und bewahrt ist, um dich am roten Freitag zu wärmen und zu behüten.

Habe Angst und sei ganz Vorsicht, denn an diesem Tag kommt ein mit Blut übergossener Mann, ein König deines unheilbaren Schmerzes, und drei Stunden am Vor- und drei am Nachmittag wirst du keine Ruhe haben, fremdes Leid erstickt dich, und deine Hände würden sterben, dein Stirn würde sich in der Flamme ausdünnen, und die Füße wären nicht imstande, zumindest einen Schritt machen.

Das ist dir zu wissen, dass du alle Schmerzen spüren würdest, um an dem weißen Sonnabend Ruhe zu finden - binnen der weißen Frühzeit – die wie eine unberührte Winterdecke zwischen der Röte und Bläulichkeit verloren ist; da wirst du deine und fremde, mit roten Nächten gepaarte, Tage wissen.

* * *

Erwache ja doch, mein Mädchen, begrüsse deinen fünften Tag, der sich zu dir als ein blaubekleideter Jüngling nähert!

Obwohl du nur an den Wintermorgenstunden leben sollst, aber steh auf, öffne deine Augen und pass gut auf, um ihn nicht zu verpassen, sieh jedem tief in die Augen, gerade deshalb ist es der Tag, und es ist gerade Mittwoch; und lass den Schnee mit allen Blicken gepaart in die Tiefe deiner Augen streuen; da würdest du wissen, dass man auf das eigene Schicksal am Mittwoch warten muss, wenn die Sonne über den Himmel schwebt, gerade um die Zeit kommt zu dir die Stunde des blauen Frühlings, um Mittag.

Und obwohl weiß du bist, wisse es, alle, die Roten, die Blauen, die Gelben Seelen suchen nach ihren versprochen Schicksalen frühlings und an einem klaren Tag, man muss nur alle Blicke von allen Entgegengehenden mit einem Gruß treffen und die Augen nicht sinken lassen, mit eigenen Blicken die fremden Blicke fesseln.

Es ist dir zu wissen, mein Mädchen, dass er dir am blauen Mittwoch blaugekleidet sein wird, aber trotzdem wird er keine Farbe besitzen, denn er ist ein Mann und seine Sache ist, eine Waffenfarbe zu tragen, nur für das Weibliche gibt es die Möglichkeit, mit einer Farbe genannt zu werden, für die Männer ist es egal.

Und falls du ihn golden sehen wirst, ist er kein Abend, und er ist kein Herbst, einfach ist er von den Wochentagen irritiert und steht verloren zwischen dem Dienstag und dem Donnerstag, obwohl das die Frauentage für die Arbeitszurückgabe und Ernährung der Hungrigen sind.

Und wenn du ihn rotleuchtend siehst, habe keine Angst, er nähert sich nicht deshalb, um mit deinem Leib seine Nadeln zu füttern, er ist einfach mit der Trauer des Tages vor deiner Geburt überfüllt oder gehört getrost zur Nacht, wenn – bei jeder beliebigen Jahreszeit – scheint rot die Sonne und die Minuten sind voll von Waffen und Schmerzen und die Tracht kann von frischrot bis blutgetrocknet werden.

Es ist dir zu wissen, mein Mädchen, dass ein Mann wählt den Tag für sich nicht, sondern du schenkst ihm diesen, obwohl – wird dein Schicksal von dir an einem blauen Tag gewählt, wenn, blaugekleidet, kommt er dir einmal entgegen.

Das wird wahrscheinlich das einzige Mal in seinem und das erste in deinem Leben, aber du musst seinen Blick nicht verlieren, weil die andren genauso blau scheinen werden.

Es ist dir zu wissen, mein Mädchen, dass du, dem schon Begegneten, musst du ihm die Farbe einreichen und er muss danach diese wählen, damit ihr in einer Zeit lebt, anstatt sich nur in den Träumen zu kreuzen, wenn er golden irgendwo wandert und du schläfst zu dieser Zeit, oder er steht Wache an dem blauen Tag, wenn man zum Ruhm des Ungenannten und namensreich Gerufenen steht und versinkt in Halb- und Traum und wartet, bis du aus dem sich gelblich rötenden Schlaf ohne ihn erwachst.

* * *

Öffne deine Augen, mein Mädchen, schau mal durch das Fenster deines sechsten Tages, schau wie in den Brunnen, voll mit dem goldenen Schein von Essen und Getränken gefüllt, und lass die Lügner und Ungeschöpfe dir nicht weismachen; dass jetzt ein Abend und ein Herbst sei: an diesem Tag musst du alle Frauen und alten Weiber nähren und am Abend, goldschmuckbehangen, wandeln, mit Gold die Sonne fangen.

Es ist dir auch zu wissen, dass es unmöglich ist, Gold in Milch zu versenken, hinter dem Himmel zu verstecken, in Äpfeln aufzulösen und mit Blut zu beflecken: gerade heute gehen die Frauen auf die Strassen und begrüssen einander, bitten einander um das Essen an.

Das ist einfach solch ein Tag, wenn keine kühl und ungewärmt bleiben müsste, und was die Männer angeht, es ist gleich, ihr Tag ist schon weg, sie leben nur mit Körper und Leid, und der Frau gehört die Luft.

Es ist dir zu wissen, mein Mädchen, dass alles das Lüge ist, wenn es gesagt wird, sei die Luft durchsichtig oder blau, öffne deine Augen und du siehst die Luftpfeile des Lichts, die die Herzen der Bäume treffen, das Gold fließt, die Wunden und Risse des Winters sind voll vom Gold, es muss genau auf die Frauen ohren-, hals-, finger-, handgelenkwärts fliehen, und das nicht nur an den Dienstagen und Donnerstagen, und nicht nur im Herbst oder am Abend.

Es ist dir zu wissen, dass, obwohl man nicht zu jeder Tages- und Jahreszeit leben soll, man dennoch immer atmen muss, sogar im Schlafe, wenn ein Körper rot in den Träumen entstirbt, es ist immer – zu atmen, sich mit dem Gold zu füllen, mit gelbem Licht zu ertrinken – mit sich selbst zu ertrinken, denn du bist die Frau und du bist die Luft und das Leben.

Ohne dich kann niemand, sowohl alt, als auch jung, sowohl Knabe als auch Maid, denn du bist alles, Geburt, Tod, Nahrung und Waffe, Traum und Frucht, und er, der Ungenannte und verschieden- und namensreich Gerufene, weil er bei deinen Händen und bei deinem Gebet ist, wie Salz, das, im Munde aufgelöst, bis zum Herzen oder zu den Augen gebracht wird; wie Brot, aus dem du mit deiner Zunge Leib schaffst und dann erlebst wie das heilige Abendmahl.

Es ist dir, mein Mädchen zu wissen, dass du Anfang und Ende bist, die und das Weiße, es ist gleich, in welcher Farbe du geboren bist; blau, rot, gelb, zärtlich, brennend oder entsetzlich regnerisch – egal, man kommt zu dir, man kommt wegen dir, und man kommt zu dir wegen dir, genau wie wegen der Luft.

Es ist dir zu wissen, dass es der schwierigste Dienst ist, am Leben und am Atmen zu bleiben, und an dem gelben Donnerstag allen Frauen zu essen und zu trinken zu geben, ohne irgendeine zu vergessen, denn wenn auch nur eine vergessen würde, da würde man anfangen, die Sitte dem Gedächtnis zu entnehmen und von dort ist es nicht ein langer Weg, alle Erinnerungen verloren zu haben und alleine zu bleiben – einsam, jede Frau bei ihrem Haus, und niemandem fällt es mehr ein, dass sie die Luft ist.

 

 

Богдан Стороха

«Номадологія» • 2005

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